Permafrost Zonen

Walter Niedermayr

22.12.21 – 16.1.22

 

Die alpinen Landschaften, die durch den Tourismus auf radikale Weise verändert und neu strukturiert werden, sind ein wiederkehrendes Motiv in Walter Niedermayrs Arbeiten. Darin wird sichtbar, wie eine fragile Natur zur austauschbaren Oberfläche, und die topografische Gegebenheit zur benutzbaren Arena sportlicher Aktivitäten reduziert werden.

Der Gletscher, die Skipiste etc. dienen lediglich als optimal an die jeweilige Sportart angepasste Oberfläche, auf der sich Natur und Mensch in von einander getrennten Realitäten begegnen. In dieser Topographie, wo diese Sportarten hauptsächlich wegen des Gefälles möglich sind, ist zu einem guten Teil Permafrost-Zone. Mit Permafrostvorkommen muss in den Alpen ab ca. 3000 m an Südhängen und ab 2400 m in Nordhängen gerechnet werden.

Permafrostregionen nehmen rund 25 Prozent der Erdoberfläche ein. Der Boden taut langsam und unaufhaltsam auf, mit drastischen Konsequenzen für das Klima und die Erde. Permafrostböden sind dauerhaft gefrorene Böden, die in Gebirgen und polaren Regionen vorkommen. Sie sind mindestens zwei hintereinander folgende Jahre permanent gefroren. Im Permafrost sind wie in einer Eistruhe große Mengen Kohlenstoff (CO2) gespeichert. Tauender Permafrost beschleunigt den Klimawandel durch das Freisetzen von im Boden gebundenen Kohlenstoff (CO2) und Methan (CH4), die als Treibhausgase wirken und die Erwärmung des Planeten verstärken. Die von Wissenschaftlern angenommenen Mengen an Kohlenstoff (CO2) und Methan (CH4) gelten als möglicher Kipppunkt im globalen Klimasystem.

Permafrost ist ein nicht sichtbares Phänomen, da im Boden oder Fels vorkommend und somit nicht vordergründig in unserem Bewusstsein. Zudem sind Permafrostböden ähnlich wie Gletscher Klimaindikatoren.

In den alpinen Regionen kann man durch das Höhersteigen der Permafrostgrenze durch Erderwärmung ein Höherwandern der Alpenflora beobachten. Die Böden sind ein entscheidender, jedoch weitgehend unerforschter Faktor. Sie beherbergen die größte Artenvielfalt der Lebensräume im Hochgebirge, von den Funktionen dieser Organismen ist laut Wissenschaftlern nur ein Bruchteil bekannt, obwohl diese nicht sichtbaren unterirdischen Vorgänge für Klima und Ökosystem wichtig sind. Das Gebirge ist eine Region, die als Klimasensor gilt, weil sich dort Änderungen besonders schnell zeigen, zudem profitiert ein großer Teil der Weltbevölkerung von den Ressourcen der Bergregionen auf dem Globus.

 

Walter Niedermayr:

„Die meisten meiner Videos sind im Unterschied zu den fotografischen Arbeiten, die über das Arbeitskonzept einen dynamischen Ablauf der Wahrnehmung suggerieren, statisch, da sie mit einer fixen Kameraeinstellung gefilmt wurden. Mit dieser Arbeitsweise soll die Dynamik des Geschehens fixiert werden, als wäre es ein „bewegtes Foto“ oder ein Bild, das ein Eigenleben, eine Geschichte durch die Akteure im fixen Rahmen entwickelt. Das Verbindende der Videos dieser Landschaftsevents ist die Vereinnahmung von Landschaft ohne in ihr bewusst zu sein. Man benützt sie wie ein Sportgerät, die beiden Welten scheinen nichts miteinander zu tun zu haben, außer dass es der topografischen Bedingungen bedarf, die aber austauschbar sind. Teilnehmer wie Zuschauer befinden sich in einer distanzierten Haltung zur Landschaft, wobei die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf ihr Sportgerät fokussiert ist, während der Blick des Zuschauers auf das Spektakel der Teilnehmer gerichtet ist .“

1. Video (Schlepplift) Vedretta Piana, 2006 
20:18

2. Video Replicants, 2009 
5:30

Permafrost Zonen

Walter Niedermayr

22.12.21 – 16.1.22

 

Die alpinen Landschaften, die durch den Tourismus auf radikale Weise verändert und neu strukturiert werden, sind ein wiederkehrendes Motiv in Walter Niedermayrs Arbeiten. Darin wird sichtbar, wie eine fragile Natur zur austauschbaren Oberfläche, und die topografische Gegebenheit zur benutzbaren Arena sportlicher Aktivitäten reduziert werden.

Der Gletscher, die Skipiste etc. dienen lediglich als optimal an die jeweilige Sportart angepasste Oberfläche, auf der sich Natur und Mensch in von einander getrennten Realitäten begegnen. In dieser Topographie, wo diese Sportarten hauptsächlich wegen des Gefälles möglich sind, ist zu einem guten Teil Permafrost-Zone. Mit Permafrostvorkommen muss in den Alpen ab ca. 3000 m an Südhängen und ab 2400 m in Nordhängen gerechnet werden.

Permafrostregionen nehmen rund 25 Prozent der Erdoberfläche ein. Der Boden taut langsam und unaufhaltsam auf, mit drastischen Konsequenzen für das Klima und die Erde. Permafrostböden sind dauerhaft gefrorene Böden, die in Gebirgen und polaren Regionen vorkommen. Sie sind mindestens zwei hintereinander folgende Jahre permanent gefroren. Im Permafrost sind wie in einer Eistruhe große Mengen Kohlenstoff (CO2) gespeichert. Tauender Permafrost beschleunigt den Klimawandel durch das Freisetzen von im Boden gebundenen Kohlenstoff (CO2) und Methan (CH4), die als Treibhausgase wirken und die Erwärmung des Planeten verstärken. Die von Wissenschaftlern angenommenen Mengen an Kohlenstoff (CO2) und Methan (CH4) gelten als möglicher Kipppunkt im globalen Klimasystem.

Permafrost ist ein nicht sichtbares Phänomen, da im Boden oder Fels vorkommend und somit nicht vordergründig in unserem Bewusstsein. Zudem sind Permafrostböden ähnlich wie Gletscher Klimaindikatoren.

In den alpinen Regionen kann man durch das Höhersteigen der Permafrostgrenze durch Erderwärmung ein Höherwandern der Alpenflora beobachten. Die Böden sind ein entscheidender, jedoch weitgehend unerforschter Faktor. Sie beherbergen die größte Artenvielfalt der Lebensräume im Hochgebirge, von den Funktionen dieser Organismen ist laut Wissenschaftlern nur ein Bruchteil bekannt, obwohl diese nicht sichtbaren unterirdischen Vorgänge für Klima und Ökosystem wichtig sind. Das Gebirge ist eine Region, die als Klimasensor gilt, weil sich dort Änderungen besonders schnell zeigen, zudem profitiert ein großer Teil der Weltbevölkerung von den Ressourcen der Bergregionen auf dem Globus.

 

Walter Niedermayr:

„Die meisten meiner Videos sind im Unterschied zu den fotografischen Arbeiten, die über das Arbeitskonzept einen dynamischen Ablauf der Wahrnehmung suggerieren, statisch, da sie mit einer fixen Kameraeinstellung gefilmt wurden. Mit dieser Arbeitsweise soll die Dynamik des Geschehens fixiert werden, als wäre es ein „bewegtes Foto“ oder ein Bild, das ein Eigenleben, eine Geschichte durch die Akteure im fixen Rahmen entwickelt. Das Verbindende der Videos dieser Landschaftsevents ist die Vereinnahmung von Landschaft ohne in ihr bewusst zu sein. Man benützt sie wie ein Sportgerät, die beiden Welten scheinen nichts miteinander zu tun zu haben, außer dass es der topografischen Bedingungen bedarf, die aber austauschbar sind. Teilnehmer wie Zuschauer befinden sich in einer distanzierten Haltung zur Landschaft, wobei die Aufmerksamkeit der Teilnehmer auf ihr Sportgerät fokussiert ist, während der Blick des Zuschauers auf das Spektakel der Teilnehmer gerichtet ist .“

1. Video (Schlepplift) Vedretta Piana, 2006 
20:18

2. Video Replicants, 2009 
5:30